Dacia ist Duster und Duster ist Dacia. Damit wäre alles auf den Punkt gebracht, was dieses Modell für die Marke bedeutet. Oder eben was die Marke selbst ausmacht. Nämlich genau dieses Modell. Es ist fast so wie wenn peinlich-frisch-verliebte Pärchen ihre Sätze ergänzen. Sagt der eine Dacia, antwortet der andere Duster. Und umgekehrt. Irgendwie ekelhaft. Aber um ehrlich zu sein ... auch ganz süß. Aber jetzt zurück zum Thema ...
Was ist das?
Wenn wir hier wirklich noch erklären müssen, um was es sich bei diesem Modell handelt, haben Sie wahrscheinlich die letzten Wochen auf irgendeinem autofreien Planeten verbracht. Beim Blick auf unsere Zugriffszahlen der verschiedenen Artikel, die wir tagtäglich hier so veröffentlichen, sticht diese dritte Generation des Dacia Duster nämlich besonders hervor.
Bildergalerie: Dacia Duster TCe 130 4x4 (2024) im Test
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Kein anderes Fahrzeug der jüngeren Vergangenheit bekommt von unseren Leserinnen und Lesern so viel Beachtung geschenkt. Egal ob es sich um die erste Produktvorstellung mit allen Details und Preisen, den ersten Fahrbericht des 131 PS starken 4x2-Modells oder verrückte (und leider nicht reale) Renderings handelt. Ein Duster als Pick-up, als Cabrio oder als Coupé? Auch das wird regelrecht aufgesogen. Man darf gespannt sein, wie lang die Lieferfrist für einen neuen Duster sein wird.
Und weil die Nachfrage ja auch irgendwie das Angebot bestimmt, nutzen wir natürlich jede Gelegenheit, um den Hunger nach neuem Duster zu befriedigen. Neuestes Beispiel? Dieser taufrische Fahrbericht auf den Sie geklickt haben, weil Sie sich scheinbar für die Allradversion dieses B-Segment-SUVs interessieren. Und in diesem Sinne: Abfahrt!
Schnelle Daten | Dacia Duster TCe 130 4x4 (2024) |
Motor | 1.199 ccm-R3-Turbobenziner |
Getriebe | 6-Gang-Schaltgetriebe |
Antrieb | Allradantrieb |
Leistung | 96 kW (131 PS) bei 4.500 – 5.500 U/min |
Drehmoment | 230 Nm bei 2.100 – 3.500 U/min |
Basispreis | 24.650 Euro (Expression) |
Mit seinem 131 PS starken Dreizylinder-Turbobenziner und dem Allrad könnte man die TCe 130 4x4-Version in gewisser Weise als das Topmodell bezeichnen. Wenn es nicht noch die etwas stärkere Hybrid-Variante mit Multimode-Automatikgetriebe geben würde.
Allerdings ist dieser Antrieb eher enttäuschend (die Gründe dafür gibt's demnächst in einem gesonderten Artikel) und die preissensible Wald-und-Wiesen-Kundschaft bevorzugt wohl eher einen halbwegs klassischen Mild-Hybrid-Verbrenner mit vier angetriebenen Rädern anstatt ein Fahrzeug mit teilelektrifiziertem Vollhybrid-Frontantrieb. Ob das alles Sinn macht? Finden wir es jetzt heraus ...
Exterieur | Interieur | Fahrbericht | Wissenswertes und Fazit
Exterieur
Das 4x4-Modell optisch von seinen vermeintlich weniger geländefähigen Baureihen-Brüdern zu unterscheiden, ist gar nicht mal so leicht. Es gibt natürlich das entsprechende Emblem auf der Heckklappe, aber dann wird es auch schon schwierig. Einen Hauch mehr Bodenfreiheit (217 mm sind es insgesamt – also 8 mm mehr) gönnt Dacia dem Allrad-Duster, dazu serienmäßige Allwetterreifen. Und veränderte Schürzen, damit die Böschungswinkel vorne (36 Grad) und hinten (31 Grad) etwas üppiger ausfallen. Aber sonst ... alles so wie wir das von einem vollausgestatteten Duster erwarten. Schick und gleichzeitig robust.
Abmessungen | Dacia Duster TCe 130 4x4 (2024) |
Länge x Breite x Höhe | 4.343 mm x 1.813 mm x 1.656 mm |
Radstand | 2.657 mm |
Leergewicht | 1.465 kg |
Kofferraumvolumen | 456 – 1.548 Liter |
Zuladung | 430 kg |
Anhängelast | 730 kg (ungebremst) – 1.500 kg (gebremst, 12% Steigung) |
Interieur
Der Innenraum will vor allem pragmatisch sein. Eine grundehrliche Einstellung, die sich vor allem durch viel unempfindliches Hartplastik ausdrückt. Darüber hinaus ist der neue Duster aber am Zahn der Zeit. Das 7-Zoll-Display hinter dem Lenkrad? Übersichtlich. Der 10,1-Zoll-Infotainmentbildschirm? Logisch aufgebaut – wenn auch etwas träge in der Rechenleistung. Die Klimabedienung über analoge Tasten? Perfekt.
Dazu kommt, dass der neue Offroad-Kollege durch die CMF-B-Plattform bei nahezu identischen Außenabmessungen noch einmal deutlich geräumiger geworden ist als sein Vorgänger. Und zwar auf allen Sitzplätzen. Und wenn wir schon beim Thema "Sitze" sind: Die sind ebenfalls bequemer geworden. Wellness darf man auf dem manuell arretierbaren Gestühl zwar nicht erwarten, aber zumindest akute Bandscheibenvorfälle sollten bei längeren Etappen jetzt weniger vorkommen.
Auch nett: Die sogenannten "Youclip"-Features. Quasi das "Simply Clever" von Dacia. Dabei handelt es sich um überall im Fahrzeug verteilte Befestigungspunkte, für die sich nützliches Zubehör ordern lässt. Beispielsweise Smartphone- oder Tablet-Halterungen, Cupholder mit Haken und Lampe oder anderen Krimskrams. Wann kommt endlich der Eiskratzer im Tankdeckel? Wann ... Dacia?
Fahrbericht
Wenn Sie sich in Zukunft für das Allrad-Modell des neuen Duster entscheiden, entscheiden Sie sich automatisch für das schwerste Derivat der Baureihe. Tatsächlich ist selbst die Hybrid-Version mit zusätzlichem Elektromotor und dem Automatik-Getriebe leichter. Wir sprechen hier zwar nur über 10 kg, aber immerhin. Wie sich die 1,5 Tonnen in Fahrleistungen auf dem Papier übersetzen? Bitteschön ...
Fahrleistungen | Dacia Duster TCe 130 4x4 (2024) |
0-100 km/h | 11,0 Sek. |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
WLTP-Verbrauch | 6,0 – 6,1 l/100km |
Emissionen | 135 – 137 g/km |
Im Vergleich mit dem entsprechenden Modell der Vorgänger-Generation (dem 1.3 TCe 150 4x4) hat die Neuauflage also nicht nur theoretisch an Performance eingebüßt. Auch ganz subjektiv merkt man auf der Straße, dass die neue Plattform den Duster zwar komfortabler auf schlechtem Asphalt und souveräner in Kurven gemacht hat, aber wir vermissen trotzdem den deutlich harmonischeren 1,3-Liter-Vierzylinder unter der jetzt sehr stark konturierten Haube.
Deshalb schnell ins Gelände. Dafür sind wir schließlich hier. Obwohl das Prädikat "Gelände" natürlich etwas übertrieben ist, wenn man eine Testfahrt in Deutschland macht und es nicht in extra angelegte Offroad-Parks geht. Wir müssen uns also mit den Strecken aus dem Förster- und Jäger-Alltag begnügen. Heißt: Mal bessere und mal schlechtere Waldwege, winzige Verschränkungen und die eine oder andere waghalsige Pfützen-Querung.
Klingt lächerlich, ja. Und deshalb verlassen wir auch nur zu Test-Zwecken den "Auto"-Modus, um über den Allroad-Monitor des Infotainment-Systems herauszufinden, ob der Duster in "Lock" wirklich eine feste 50:50-Verteilung der Antriebskraft zwischen Vorder- und Hinterachse bewerkstelligt.
Ergebnis: Macht er. Aber halt sinnlos auf Strecken, die jeder zweite Großvater früher auch mit dem Käfer und ganz ohne Bergabfahrhilfe gefahren wäre. Zumindest würde er dies heute behaupten.
Die entscheidende Frage ist also: Würden wir dem neuen Duster im allgemeinen noch mehr Gelände zutrauen? Und: Wie schlägt er sich gegenüber seinem Vorgänger auf unbefestigen Wegen? Kurz und knapp: Ja und selbstbewusster. Trotz des jetzt lifestyligeren Auftritts mit Plastikanbauten im recycelten "Starkle"-Look und moderner LED-Beleuchtung.
Wissenswertes und Fazit
Der Duster ist zwar immer noch günstig, aber so richtig günstig-günstig ist der Testwagen auf den Bildern natürlich auch nicht mehr. Als Basispreis liest man zwar immer 18.950 Euro, aber dafür gibt es eben nur die nackte Basis mit 100 PS starkem LPG-Antrieb. Der 131-PS-Allrad, die Extreme-Vollausstattung und das eine oder andere Extra summieren sich dann nämlich doch auf rund 30.000 Euro. Die gute Nachricht? Da das Gesamtpaket passt und das Modell nicht mehr billig gemacht ist, darf ein Hütte-voll-Dacia heute schon so viel kosten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt weiterhin.
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